Mittwoch, 5. Oktober 2011

Im Chat war er noch so süß!

1. Kapitel (2. Absatz)

Ich merke, ich schweife ab. Ich will gar nicht, dass du verstehst, warum ich das gemacht habe. Ich will dir einfach nur meine Geschichte erzählen. Vielleicht komme ich dann irgendwann mal darüber weg. Im Moment bin ich, wenn ich ehrlich bin, noch immer ziemlich aufgeregt. Aber vielleicht geht es vorbei, wenn ich alles einmal aufgeschrieben habe.
Ich sehe schon, wie du das Gesicht verziehst und denkst: Herrgott, was ist denn mit der! Die soll mal endlich in die Pötte kommen! Ja, ich verstehe deine Ungeduld. Es ist eben nicht so leicht, darüber zu schreiben. Aber ich will mich bemühen, alles der Reihe nach zu erzählen.
Also, ich heiße Sarah Hoffmann und bin 14 Jahre alt. Ich gehe in die 8. Klasse der Wichernschule in Bielefeld. Bielefeld ist eine ziemlich große Stadt in Westfalen. Hier wohne ich, seit ich fünf Jahre alt bin. Meine Eltern kommen eigentlich aus einem kleinen Ort im Sauerland. Hier sind mein Bruder Dennis und ich auch geboren.
Ich will dich jetzt nicht mit meinem Lebenslauf langweilen, aber meine Geschichte hat irgendwie auch mit meiner Herkunft zu tun, mit meinen Eltern und mit dem Ort, in dem ich lebe.
Und die Zeit, in der meine Geschichte beginnt, spielt auch eine große Rolle. Es war die Zeit vor den Sommerferien. Alle Menschen waren gut drauf. Und vor allem waren plötzlich alle verliebt.
Meine Eltern hatte es zuerst gepackt. Sie haben echt eine gute Beziehung - meistens jedenfalls. Weils sie beide berufstätig sind und ganz schön viel arbeiten, haben sie wenig Zeit. Aber sie versuchen immer, etwas zusammen zu machen.
In diesen Sommerferien waren sie zu einer Silberhochzeit ins Sauerland eingeladen. Von da aus planten sie eine Reise durch ihre Kindheit, mit richtig schönen Pensionen und Essen gehen und wandern und Leute besuchen. Und weil sie schon seit Jahren nicht mehr verreist waren, freuten sie sich riesig auf die Reise und redeten von nichts anderen mehr. Dennis und ich sagten ihnen, wir hätten keinen Bock, mitzukommen. Wir würden uns zu Hause um die Blumen kümmern und die Post aus dem Briefkasten holen. Zuerst hatten meine Eltern große Bedenken, uns allein zu lassen. Aber Dennis ist ja schon 18 und tut immer so vernünftig. Er meinte, er würde schon auf mich aufpassen.
Das ist lächerlich, denn ich bin viel vernünftiger als mein großer Bruder, aber ich hielt mich zurück.
Schließlich wollte ich auch, dass meine Eltern alleine in den Urlaub fahren. Ich versprach ihnen, nicht zu viel Fernsehen zu gucken und um neun Uhr im Bett zu sein. Schließlich hatten wir sie überredet. Und dann freuten sie sich tatsächlich noch mehr auf ihre Reise ganz allein und turtelten so richtig glücklich herum.
Und das zeigt ja auch, dass sie endlich nach so vielen Jahren auch mal wieder allein sein wollten.

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